Spätestens wenn eines der Kaninchen krank ist, möglicherweise an parasitär ausgelöstem Durchfall leidet (Kokzidien?), tauchen bei manchem Halter die Fragen auf, ob bei der Reinigung des Lebensraum irgendwas besonderes beachtet werden muss.
Denn die meisten Tierhalter leben nicht in einem sterilen, chemisch-supersauberen Haushalt. Hier dürfen in der Regel auch mal „schmutzige Hasenpfötchen“ durch die Küche hopsen.
Wir möchten Dir mit diesem Beitrag einige wissenswerte Punkte an die Hand geben, die Du beim Putzmanagement berücksichtigen solltest. Uns ist dabei wichtig keine Panik zu verbreiten, sondern aufzuklären. Was Du letzten Endes dann für Dich und Deine Kaninchen umsetzt, entscheidest Du.
Parasiten – heimliche Mitbewohner
Parasiten sind unglaublich beeindruckend, denn sie haben sich im Laufe der Zeit an ihren Wirt angepasst und faszinierende Strategien zum Überleben entwickelt. Für den Wirt, in dem Fall das Tier, und seinen Menschen hingegen sind sie unschön. Schließlich stellen sie durchaus eine gewisse Gefahr da. Gerade chronisch kranke Menschen mit eingeschränktem Immunsystem, ältere Menschen, aber auch Kinder mit einem noch nicht ausgereiften Immunsystem sind sehr viel eher gefährdet sich anzustecken.
Die Ansteckung erfolgt in der Regel über den Kontakt zum Tier oder aber kontaminierten Gegenständen.
Es gibt eine Vielzahl solcher Parasiten, die wir außen am Tier auf der Haut/im Fell finden können, wie Milben, Flöhe, Zecken. Genauso sind aber auch Darmparasiten (darunter Kokzidien, Giardien und Würmer usw.) möglich. Je nach Erkrankung des Kaninchens sind weitere Ansteckungsmöglichkeiten auch über den Urin gegeben, z.B. bei der Enzephalitozoonose.
Permanente Gefahr?
Wenn Du nun Schnappatmung bekommst, atme bitte einmal ganz tief durch. Die Betonung liegt auf den Wörtern „können“ und „möglich“.
Wichtig ist statt in Panik zu verfallen sich Gedanken rund um das Thema Hygiene zu machen. Wir nehmen für Dich einige Punkte unter die Lupe.
Im (aus Hygienesicht) besten Fall leben Deine Kaninchen in einem eigenen Bereich, sprich in einem Kaninchenzimmer oder aber Gehege. Dann kann man eine ggf. nötige Desinfektion auf einen Bereich eingrenzen. Haben Deine Tiere aber Freilauf, muss streng genommen sehr viel mehr im Falle eines positiven Befundes/einer Erkrankung unternommen werden. Aber mal ganz ehrlich:
Du verlässt jeden Tag das Haus und möchtest gar nicht wissen, was Du über Schuhe usw. wieder mit nach Hause bringst. Natürlich sind für sehr kranke Menschen besondere Maßnahmen erforderlich, aber sind wir doch mal ehrlich: Diese werden dann auch andere Maßnahmen hinsichtlich ihres Zusammenlebens mit Kaninchen treffen….
Deshalb gehen wir nun auf Möglichkeiten der Reinigung ein und durchleuchten diese kurz und bündig:
#1 Hände waschen
Nach dem Tierkontakt, insbesondere aber nach der Reinigung des Lebensraums (Toilettenkisten usw.), sollten die Hände sorgfältig gewaschen werden. Spezielle antibakterielle Seife benötigst Du dazu nicht. Es reicht etwas normale Seife aus, dazu lauwarmes Wasser und eine sorgfältige Reinigung der Handinnen-/außenflächen sowie der Fingerzwischenräume.
Das anschließende Desinfizieren, das man von vielen öffentlichen Einrichtungen kennt, gibt es mittlerweile auch für den Haushalt. Es ist jedoch unnötig, schadet ständig angewandt der Hautflora und ist für die meisten Parasiten von Kaninchen völlig nutzlos.
Nein, ich habe nicht jedesmal nach dem Kontakt zu meinen Kaninchen meine Hände gewaschen. My bunnies – my choice. Aber ich habe darauf geachtet, es stets nach der Reinigung des Geheges und der Toiletten zu tun. Und natürlich auch im Krankheitsfall (je nach Erkrankung) habe ich sehr viel mehr Wert auf Hygiene gelegt. Was mir aber immer wichtig war, dass unsere damals noch unter 3 jährige Tochter nach jedem Kontakt sorgfältig die Hände wäscht. Schließlich nehmen Kinder ihre Hände schneller mal in den Mund…
Sonja Tschöpe
Im Krankheitsfall und wenn man Bedenken hat, kann man ggf. Einweghandschuhe nutzen, die nach der Verwendung im Müll landen.
Extratipp 1: Was man ggf. überlegen könnte: nach dem Betreten des Geheges die benutzten Schuhe am Gehege abzustellen, um so ein mögliches Verbreiten zu vermeiden. Sinnvoll ist es sich „Kunststoff“-Treter zuzulegen, mit denen ausschließlich das Gehege betreten wird und die man zudem mit kochendem Wasser desinfizieren kann. Alternativ gibt es entsprechende Klinikbekleidung für die Schuhe (einmalige Überziehschuhe).
Extratipp 2: Mundschutz….sicherlich leicht übertrieben, aber wenn man selbst krank ist (insbesondere akut Lippenherpes hat – Vorsicht Todesgefahr für das Kaninchen), macht das Tragen von Mundschutz zeitweise Sinn, um seine Tiere nicht anzustecken.
#2 Kochendes Wasser – beste Desinfektion!
Zur Reinigung der sogenannten „Klokisten“ sollte man bei gesunden, unauffälligen Kaninchen das geleerte Behältnis mindestens einmal pro Woche mit kochendem Wasser und ggf. etwas Essigessenz ausspülen. Das kochende Wasser ist die beste Desinfektion und völlig ausreichend, um auf zahlreiche Organismen einzugehen.
Auch verlegter Laminatboden kann mit einem Dampfstrahler behandelt werden. Ebenso Fliesenböden.
Bei Teppichen, Korkböden, Laminat und Parkett scheidet diese Form der Desinfektion aus. Man muss hier ganz klar sagen, dass man aufgrund der Empfindlichkeit dieser Bodenbeläge eigentlich keine wirkliche Desinfektionsmöglichkeit hat. Denn kochendes Wasser, Wasserdampf und scharfe Reiniger scheiden als Desinfektionsmöglichkeit aus!
Auch Näpfe und Schalen sollten regelmäßig mit kochendem Wasser gesäubert werden. Je nachdem wie der Lebensraum ausgestattet ist, kann man das auch mit dem Mobilar tun.
Teppiche und sonstige Stoffmaterialien, die im Lebensraum ausgelegt sind, können meist problemlos bei >60 Grad Celsius gewaschen werden (Kochwäsche bedeutet 95°).
#3 Problematik Erdboden
Leben Deine Kaninchen in Außenhaltung und zwar auf einem sehr natürlichem Untergrund (Erdboden), muss im Falle einer parasitären Durchfallerkrankung, bei der z.B. Kokzidien im Spiel sind, das Gehege mit kochendem Wasser behandelt werden.
Eine andere Alternative wäre die oberste Schicht abzutragen, dann mit entsprechendem kochenden Wasser das Gehege zu reinigen und dann eine neue, frische Schicht Erde wieder aufzufüllen.
Aufwendig, aber notwendig. Aus diesem Grund sind viele Kaninchengehege in Außenhaltung mit Terrassenplatten ausgestattet und nur ein kleiner Part mit Naturboden.
#4 Reinigungsmittel aus der Arztpraxis
Es gibt eine Vielzahl an Präparaten, die (Tier-)Ärzte zur Reinigung in ihrer Praxis verwenden. Ehe man sich nun mit Produkten aus dem WWW eindeckt, wäre es sinnvoll im kurzen Gespräch im Anschluss an die für das Kaninchen gestellte Diagnose nachzufragen, welchen Tipp für ein zuverlässiges Reinigungsmittel der behandelnde Tierarzt hat. Schlussendlich muss er ja auch seine Praxis entsprechend säubern.
Man muss jedoch wissen, dass diese Reiniger in der Regel richtige Chemiebomben sind und nach der Anwendung sehr sorgfältig mit viel klarem Wasser gesäubert werden müssen. Sie sind ansonsten für Kaninchen hochgiftig und können zur Gefahr werden! Somit scheiden sie für die Anwendung auf allen Möbeln des Lebensraums, in die Flüssigkeit eindringen kann (also Holzfasern und Stoffe) aus.
Auch mit der Anwendung auf gewissen Böden muss man vorsichtig sein.
#5 Bakterienkiller-Präparate
Die aus der Werbung bekannten Reinigungsprodukte, die auf x % aller Bakterien eingehen, töten keine Viren, keine Pilze und auch sonst keine Parasiten. Sie töten, was der Name sagt: Bakterien! Somit sind in diesem Fall völlig sinnfrei.
Zudem reagieren viele Parasiten auf Desinfektionsmittel nicht.
Du siehst, es gibt eigentlich nur sehr wenige Möglichkeiten den Lebensraum vernünftig zu desinfizieren und jene Alternative ist in Form einer Wasserleitung und eines Wasserkochers in jedem Zuhause vorhanden.
Stichwort Kind und Kaninchen…. Immer wieder landen Tiere, die viele Jahre ein schönes Zuhause hatten im Tierheim, weil „plötzlich“ der Bauch dicker wird und der Geburtstermin naht. Meist weil das Umfeld auf einen einwirkt, man solle hier an den Neuankömmling denken, der sich ja „weißgottwas“ holen könnte. Es gibt mittlerweile Untersuchungen, dass gerade Haustierhaltung sich positiv auf das Immunsystem von Babys auswirken kann. An Atemwegsinfektionen zu erkranken, wird bei ihnen sogar deutlich gesenkt.
Sicherlich bleibt beim Einzug eines Neugeborenen deutlich weniger Zeit übrig, sich mit Haustieren zu befassen, denn das ganze Leben stellt sich mal eben um. Dennoch ist es für Kinder wirklich ein schönes Erlebnis, mit Tieren aufzuwachsen. Gefährlich ist daran überhaupt nichts, wenn der Kontakt in Aufsicht eines Erwachsenen stattfindet und eine gewisse Hygiene beachtet wird (Händewaschen).