Bino

Zum „WIR – Infos zu uns“ gehören auch all die Kaninchen, die Sonja fast 20 Jahre begleitet haben und hier Raum und Bild erhalten.

Es gibt diese besonderen Begegnungen…

….und ich glaube, so eine Begegnung war meine mit Bino. Da all meine Kaninchen Teil des bunny-in und somit Langohrtraumzuhauses sind, möchte ich hier ihre Geschichte erzählen. Nicht nur als Erinnerung an sie, sondern auch weil da Draußen sicherlich noch viele ihrer Art sitzen und Menschen, die ähnliches erlebt haben.

Hier kommt somit Binos Geschichte und unser gemeinsamer Weg:

Bino kam völlig unvorbereitet in mein Leben, am 19. Januar 2008. Ich besuchte an dem besagten Tag das Tierheim, welches ich zur damaligen Zeit immer mal wieder in Sachen Kaninchen unterstützt habe. Im Kleintierzimmer saß in einem Käfig ein schneeweißes Kaninchen mit roten Äuglein und das äußerst seltsam. Die Pfoten der Hinterläufe standen nicht fest auf dem Boden. Er hielt die Zehen nach oben und saß quasi auf dem „Ellbogengelenk“. Zudem sah er ziemlich ausgemergelt aus. Auf Nachfrage sagte man mir: Fundtier, wäre schon einige Tage am Sportplatz herumgehoppelt (Aussage der Finder) und würde nun aber nichts fressen. Der Tierarzt habe auch schon eine Untersuchung durchgeführt und hätte Antibiotikum gegeben.

„Und was hat er? Er sitzt ja schließlich nicht normal.“

Auf meine Frage erhielt ich keine zufriedenstellende Antwort. Als ich Bino ein Stück der im Käfig liegenden Karotte hinhielt, begann er daran gierig zu nagen. Ich legte die Karotte vor ihn in die Streu. Man konnte deutlich erkennen, dass Bino gerne davon mehr gefressen hätte, aber sich schlichtweg nicht bücken konnte!

Es ließ mir keine Ruhe und somit rief ich kurzerhand meinen damaligen Mann an, fragte nach ob ich ein vorübergehendes Pflegetier mitbringen könnte, damit es vernünftig tierärztlich auf meine Kosten untersucht werden könnte. Widerspruch zwecklos – somit kam Bino mit, der zu dieser Zeit noch namenlos war.

In meinem Arbeitszimmer richtete ich ihm fernab von meinen eigenen Tieren ein Übergangsgehege ein. Er fand das toll und versuchte sich auch zu bewegen. Doch er hoppelte nicht. Er streckte den Hintern weit nach oben und „stakste“ wie ein Storch im Salat. Dabei setzte er einen Hinterlauf nacheinander auf den Boden und rollte mit den Pfoten ab. Es sah wirklich wie „laufen“ aus, weniger wie das typische Hoppeln. Auf dem folgenden leider nicht ganz scharfen Foto kann man es trotzdem erkennen.

Zweiter Tierarzt-Check

Am Folgetag suchten der kleine weiße namenlose „Hase“ und ich meinen Stammtierarzt auf. Für ihn war klar, es muss ein Röntgenbild angefertigt werden, da auch er die Sitzhaltung, die Bewegungsform und auch meine Erzählungen seltsam fand.

Das Röntgenbild ergab eindeutig eine Fraktur. Allerdings an einer Stelle der Wirbelsäule, wo man nicht viel machen kann. Es muss von selbst heilen, so der Tierarzt. Allenfalls könnte man Schmerzmittel geben. Und ob es heilt und ob er je normal hoppeln und alles andere machen kann, wie ein gesundes Kaninchen, stand in den Sternen.

Wir fuhren nach Hause und ich informierte das Tierheim über die Diagnose und das weitere Vorgehen, sowie darüber, dass er solange bei mir bleibt, bis es ihm besser geht oder aber man mehr weiß. Denn in diesem Zustand war er schlichtweg nicht vermittelbar.

Mein Mann war der Ansicht, dass der kleine weiße Hase nicht namenlos bei uns bleiben könne und aufgrund seiner roten Augen tauften wir ihn Bino (Abkürzung für Albino). Und wie das so ist, wenn man Tieren einen Namen gibt und noch nie Pflegestelle war, kannst Du Dir vielleicht denken…… Bino zog natürlich nie mehr aus und darüber bin ich sehr dankbar!

Fraktur beim Kaninchen

Frakturen sind bei Tieren immer „sch***“. Bei den kleinen Heimtieren oft noch eine Besonderheit, da sie ja schließlich auch besonders klein sind. Bei Bino wussten wir absolut nicht, ob das was er hat wirklich heilt und wenn, ob er ohne Beeinträchtigungen klar kommt. Doch ich wollte alles Mögliche dafür unternehmen, ihm zu helfen.

Es gab tierärztlich nun erst einmal ein Schmerzmittel. Außerdem bekam Bino ein kleines Tischchen, in das man Näpfe stellen konnte. Durch diese Erhöhung war er selbständig in der Lage Futter aufzunehmen und darüber war er dankbar. Er musste nämlich dringend zunehmen! Das Gehege wurde ausgepolstert und verkleinert, dennoch sollte er Bewegungsfläche haben. Und da er alleine leben musste, bekam er erst einmal als Gesellschaft ein kleines ausrangiertes rosa Plüschschwein an die Seite gesetzt, neben das er sich gerne legte (siehe Foto).

Die Nachbarin gab mir als Kinderkrankenschwester den Tipp, es mit einem homöopathischen Komplexmittel zu versuchen, mit dem sie im Krankenhaus Frakturen von Kindern unterstützen würden. Gesagt getan. Ich besorgte das Präparat, in dem neben Calcium carbonicum auch Symphytum (Beinwell) und Equisetum arvense (Ackerschachtelhalm) enthalten ist. Alles homöopathisch potenzierte Substanzen, die bei Knochenbrüchen dazu beitragen sollen, die Kallusbildung und somit den Heilungsverlauf zu unterstützen. Bino bekam es einmal täglich.

Ursache unbekannt – aber …

Da Bino noch sehr jung war (geschätzt etwa halbes, bis dreiviertel Jahr alt) und extrem schreckhaft in Bezug auf Kinderlärm reagierte, hatte ich so eine Vermutung. Ich zweifelte die Findergeschichte an. Vielleicht war der Unfall im heimischen Kinderzimmer passiert? Tür knallt zu, Popo noch dazwischen? Oder aber versehentlich vom Arm gefallen? Bino mochte das Hochnehmen nämlich absolut nicht, drehte dann regelrecht durch….. Fakt war: Er hasste Kinder. Jungtiere haben auch noch sehr weiche Knochen. Was wenn er falsch ernährt wurde? Was wenn wirklich ein unglücklicher Umstand danach zur Fraktur geführt hat, eben weil das Knochengerüst noch nicht stabil und hart war?

Jedenfalls zog ich konsequent meine Begleitung durch und siehe da, Binos gesamtes Verhalten wurde Woche für Woche besser. Als ich nach 4 Wochen wieder bei meinem Tierarzt auf der Matte stand und um ein 2. Röntgenbild bat, riet er ab. Frau Tschöpe, dass ist noch viel zu früh, so etwas braucht Zeit.

„Bino hoppelt jedoch vorsichtig. Und er macht Männchen. Und er ist auf eine kleine erhöhte Stufe gesprungen.“

Mein Tierarzt hat mir geglaubt, dennoch aber den Kopf geschüttelt. Als er dann aber auf dem Röntgenbild keine Fraktur mehr fand, war selbst er erstaunt. Das ist jedoch auch ein Zeichen dafür, dass Bino noch sehr jung war und eben dadurch ein möglicher Heilungsprozess schneller voranschreitet.

Mit Binos Heilung kam das Abschiednehmen. Für mich wäre es möglich gewesen. Allerdings kam mein Mann dazwischen. „Bino will aber gar nicht mehr ausziehen.“ Sprachlos sah ich ihn an. Ich hatte bereits 2 Paare, die getrennt voneinander lebten. Jetzt noch ein drittes Paar? Aber gut, Bino war wirklich niedlich und ganz anders, als die anderen beiden Charaktere. Also teilte ich dem Tierheim mit, dass Bino erfolgreich zu mir vermittelt sei.

Bino bekam Suzy und teilte bis zu ihrem Tod im Herbst 2013 seinen Lebensraum mit ihr.

Adieu Bino

Binos Tod beschäftigt mich bis heute. Nicht nur weil er völlig unvorbereitet kam. Nach Suzys Tod lebte er für einige Zeit mit Santa und Feli zusammen, was leider überhaupt nicht klappte. Der kleine Treibauf trieb Santa zur Weißglut, der mit über 4 kg ein Schwergewicht gegenüber dem 1,5 kg leichten Bino war. Santa hatte wirklich starke Nerven und war so unglaublich geduldig, doch irgendwann war einfach Schluss und er zeigte dem kleinen weißen Hasen, wo es langging. Für mich bedeutete das ein Ende des Trios. Bino brauchte eine Freundin. Im Tierheim Leverkusen saß eine süße dreifarbige Widderdame, die wir abholten und samt Bino zur Vergesellschaftung brachten. Der sogenannte Bunnymoon (abgeleitet von Honeymoon) wurde von meiner lieben Simone auf neutralem Raum begleitet und verlief soweit gut. Doch dann gab es einige Tage später leider Frustration und die Widderdame biss Bino leider unglücklich ins Augenlid. Der Tierarzt teilte mit, man müsste das ganze mit wenigen Stichen nähen.

Leider überlebte Bino die Narkose nicht.

Als ich den Anruf am späten Vormittag bekam, kam ich gerade vom Frauenarzt. Meine Periode war ausgeblieben und ich hatte zwei Tage vorher einen Schwangerschaftstest gemacht, der positiv ausgefallen war. Nun Montag früh war ich also beim Gynäkologen aufgeschlagen, völlig mit den Nerven am Ende, da dieses positive Ergebnis absolut ungeplant war.

Du erinnerst Dich an dieser Stelle vielleicht an das Thema Bino und Kinder…..

Lieber Bino… ♥

kleiner Hasenzahn. Das war absolut unnötig, dass Du mich an einem der schönsten Tage meines Lebens verlassen hast. Denn jede Wette: Du hättest Emma geliebt, genauso wie sie Tiere liebt und wertschätzt. Sie hätte Dir Dein Trauma vor Kindern genommen, da sie einfach absolut liebevoll, rücksichtsvoll und leise auf diese zugeht.

Ach Bino. Ich werde niemals den Anruf von Simone vergessen. „Sonja, der Bino ist tot.“ Und ich werde niemals die Stunden danach vergessen. Dirk, der mich in Dortmund abholt, obwohl das nicht auf dem Weg lag. Wie wir direkt nach Grevenbroich gefahren sind, um Dich leblos einzusammeln und zum Krematorium nach Wesel zu fahren. Dort nochmal der Abschied. Und als wir auf die Unterlagen warten sollten, draußen vor dem Gebäude, ruft die Gynäkologin an und gratuliert uns, dass ich tatsächlich schwanger bin (O-Ton: Gerade kam der Labortest vom entnommenen Blut an.) So als hättest Du all das gesteuert. Wusstest genau, dass ich an diesem 17.02.2014 niemals an unseren Abschied, sondern an unglaublich schöne Nachricht von „Emmas Ankunft“ denken soll.

Ich habe fast das Gefühl, als wolltest Du mir durch Emma ein ewig schönes Andenken hinterlassen. Vielleicht auch, dass ich weniger traurig bin. Doch selbst 5 Jahre später laufen mir gerade die Tränen, beim Sichten unserer Fotos, beim Erzählen dieser Geschichte. Einfach weil Du so ein einzigartiger kleiner Hasenmann warst, der mit mir von Schrobenhausen nach Dortmund und dann nach Wuppertal zog. Alles ganz so, als wäre es selbstverständlich. Stets dabei Suzy, die ihre eigene tolle Geschichte mitgebracht hat.

Kleiner Hasenzahn, Du fehlst, weil unsere ganze Geschichte so unglaublich war. Und ich bin Dir so dankbar, dass wir immerhin 6 gemeinsame Jahre erleben durften.

Der Tod löscht die Liebe und die Erinnerung niemals aus. ♥

Posts created 32

Related Posts

Begin typing your search term above and press enter to search. Press ESC to cancel.

Back To Top