Niereninsuffizienz beim Kaninchen

Wenn die Nieren schlapp machen!

Wusstest Du, dass nahezu fast ein Großteil der Nierenleistung zerstört sind, wenn die Diagnose Niereninsuffizenz gestellt wird? Und ist Dir bekannt, dass jene Maßnahmen, die dann zum Zuge kommen nur noch selten so tief greifen, dass Dein Kaninchen noch eine schöne lange Zeit vor sich hat?

Die Nieren werden leider oft vergessen. Und dabei leisten sie jeden Tag Höchstleistungen. Sie entgiften tagein tagaus. Alles was so durch den Körper läuft, muss schließlich verwertet werden.

Biologie zur Erinnerung

Hier ein schönes Erklärvideo von simpleclub zwar für Menschen, aber letztlich gilt es auch für Kaninchen:

Video „Die Niere 1“

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Symptome

Wie Du erkennen kannst, dass die Nieren schlapp machen? Eigentlich nur über ein großes Blutbild, in dem man sich den Harnstoff- und Kreatininwert näher betrachtet. Zusätzlich kann ein Urintest hilfreich sein, bei dem u.a. geprüft wird ob Blut und Eiweiß ausgeschieden wird.

Apropos Blut: Es stimmt nicht das blutiger Urin zwingend rot ist. Er kann nahezu normalfarbig sein und dennoch Blutspuren enthalten, die man lediglich über einen Teststreifen erkennen kann.

Auf dem Foto ein zwar auffälliger Teststreifen (in dem Fall wegen einer Blasenentzündung „Zystitis“), nebst rötlichem Urin aufgefangen in einer Einwegspritze. Die rote Farbe stammte in dem Fall jedoch durch die Futteraufnahme. Denn z.B. Löwenzahn und auch Haselnussblätter können zu einer rötlichen Verfärbung des Urins beitragen! Das liegt am enthaltenen Betain bzw. Betacarotin, das man auch in Karotten und Rote Bete findet.

Dein Kaninchen wird im Falle einer vorangeschrittenen Niereninsuffizienz eher untypische Symptome zeigen, wie Appetitlosigkeit durch eine Art permanente Übelkeit (welche die Vergiftung durch die schwache Nierenleistung mit sich bringt). Einige Tiere werden unsauber. Der Urin riecht stark und reizt die Haut an den Innenseiten der Hinterläufen (bei Unsauberkeit), so dass meist das Fell ausfällt. Durch die geringe Futteraufnahme verliert das Tier an Gewicht, an Energie. Das Fell wird stumpf, fühlt sich struppig an.

Auslöser für die CNI/CNE

CNI (chronische Niereninsuffizienz) bzw. CNE (chronische Nierenerkrankung) sind die Abkürzungen für diese Erkrankung. Auslöser dafür können vielfältig sein. Manche Kaninchen haben bereits von kleinauf eine nicht vollausgeprägte Nierenleistung (z.B. Schrumpfniere). Andere verlieren durch andere chronische Erkrankungen und die deshalb dauerhafte medikamentöse Behandlung ihre Nierenleistung. Die Niere muss schließlich einen Großteil der Medikamente verarbeiten und viele Präparate schädigen leider dauerhaft die Niere. Deshalb findet man in vielen Beipackzetteln auch entsprechende Hinweise, das Präparat darf nicht bei eingeschränkter Nierenfunktion gegeben werden.

Es gibt auch Krankheitserreger, die es u.a. auf die Nieren absehen, wozu die Enzephalitozoonose gehört (Erreger Enzephalitozoon cuniculi).

Allerdings kann auch eine suboptimale Kost, die zum Großteil  nur aus trockener Fütterung oder zu calciumlastiger Fütterung besteht, die Nieren vor Probleme stellen. Das Wildkaninchen würde solche Mengen trockener Kost nämlich nie zu sich nehmen. Es ernährt sich primär frisch und nimmt darüber einen Großteil an Wasser bereits über die Ernährung auf.

Das Hauskaninchen hat in der Regel keine eigene Wahl. Es muss fressen, was sein Mensch ihm vorsetzt. Besteht die Kost aus Heu, trockenen Kräutern, trockenem Gemüse und Obst, aus Samen, ggf. noch Getreide und ungeeignetem Produkten, die in vielen Trockenfuttermischungen obendrauf noch enthalten sind, musst Du Dich eigentlich nicht wundern, wenn auf kurz oder lang Dein Kaninchen krank wird. Natürlich kannst Du jetzt sagen: „Aber ich kenne viele, die dennoch uralt wurden…..“ Das ist möglich. Das ist wie die menschlichen Kettenraucher, die über 100 Jahre alt wurden und nicht an Lungenkrebs starben. Menschen haben jedoch die Wahl darüber was sie tun, wie sie sich ernähren usw.

Deine Kaninchen haben keine eigene Wahl! Du fütterst sie schließlich und sie müssen das zu sich nehmen, was sie vorgesetzt bekommen.

Lass uns mal darauf eingehen, was Du gezielt tun kannst, um vielleicht sogar schon präventiv die Nieren in ihrer Arbeit zu unterstützen:

#1 Ernährung

Versuche möglichst viel Frisches anzubieten. Am besten wären viele frische Wiesengräser/-kräuter/-blüten, natürlich auch Blattwerk und Zweige. Außerdem gut geeignet verschiedene Salate, wenig frisches Gemüse und noch weniger frisches Obst. Alles enthält Flüssigkeit und das unterstützt die Niere bei der Futteraufnahme das in der Nahrung enthaltene Calcium zu verwerten und einen Überschuss zur Ausscheidung zu bringen.

Fütterst Du zu trocken, muss sich das Sediment (das gebildet wird) irgendwo absetzen. Oft kommt es zu Harngries, woraus Steine entstehen können, die sich im schlimmsten Fall in den Harnausgang festsetzen, diesen verschließen und zu einer lebensbedrohlichen Situation führen können. Auch Nierenverkalkungen sind möglich.

Trockenes muss nicht zwingend tabu sein, aber es sollte nur zu einem äußerst geringen Prozentsatz die Ernährung ergänzen. Und wenn trockenes Futter gegeben wird, achte darauf was Du anbietest. Dazu findest Du in eigenen Blogbeiträgen von uns genügend Informationen!

#2 Wasser

Frisches Trinkwasser sollte täglich angeboten werden, möglichst aus einem Keramiknapf, aus dem die Kaninchen kopfüber trinken können. Nippeltränken sind nicht nur dauerhaft unhygienisch was ihre Reinigung betrifft. Das Kaninchen muss auf völlig untypische Weise Wasser daraus aufnehmen und trinkt weniger, als wenn es in natürlicher Form den Kopf in einen Napf hält.

Normalerweise gibt es für Kaninchen Leitungswasser, was völlig in Ordnung ist. Sollte dieses jedoch stark calciumlastig sein (informiere Dich dazu bitte über die Info-Seiten des jeweiligen Wasseramts der Stadtwerke), wäre es langfristig besser umzustellen. Entweder calciumarmes stilles Mineralwasser aus dem Supermarkt bestellen oder das Wasser selbst aufbereiten.

Das Zufügen von irgendwelchen Trinkwasser-Zusätzen diverser Hersteller als Art Nahrungsergänzung ist im übrigen völlig sinnfrei und noch dazu eher schädlich, als das es nutzt.

Wenn Du etwas zufügen magst, darf das ein kleiner Schuss 100% Saft (Apfel, Karotte oder Orange) sein oder aber etwas selbstgekochter Tee. Allerdings brauchen gesunde Kaninchen in der Regel keine Zusätze.

 

#3 Alternative Mittel

Die Naturheilkunde bietet unglaublich viel, was Mensch und Tier dabei unterstützen kann, gesund zu bleiben.

Auch für die Nieren gibt es einiges, was man durchaus unterstützend verabreichen kann. ABER: Man sollte immer genau wissen was man tut. Denn das von vielen lapidar gesagte „ist ja alternativ, das schadet nicht“ stimmt so nicht. Und deshalb geben wir an dieser Stelle nur jene Tipps weiter, die aus unserer Sicht und insbesondere aus Sonjas Sicht als ausgebildete Tierheilpraktikerin unkritisch sind und Deinen Kaninchen nicht schaden – vorausgesetzt natürlich Du wendest es sorgsam an! Wir übernehmen keine Haftung für irgendwas!

Es sind Deine Tiere und Du bist für sie verantwortlich in allem, was Du tust!

Die folgenden Ratschläge können bei gesunden Kaninchen durchaus kurweise umgesetzt werden. Nach notwendigen medikamentösen Gaben macht es Sinn davon etwas umzusetzen, um die Nieren durchzuspülen.

Solche Kuren dürfen über 5-7 Tage erfolgen, können alle 2-4 Monate umgesetzt werden oder bei entsprechender Fachkenntnis auch in anderem Rhythmus.

Im Krankheitsfall möchten wir Dir nahelegen, dass Du Dir einen ausgebildeten Therapeuten in Deiner Umgebung suchst, der Dich ggf. berät und begleitet – für Dein Kaninchen das Beste!

  • Brennnessel
    Die Urtica urens und Urtica dioica ist aus phytotherapeutischer Sicht ein wichtiges Kraut zum Durchspülen, von dem Kraut und Stengel genutzt werden. Sie ist harntreibend und entzündungshemmend. Man kann für Kaninchen durchaus selbst frische Brennnessel ernten, diese leicht anwelken lassen und dann in diesem noch recht frischen Zustand verfüttern. Auch ein Trocknen ist möglich, mit Verfütterung im getrockneten Zustand oder Zubereitung eines Tees daraus, den man dann oral verabreicht.
    Wichtig ist, da es um das Durchspülen geht, dass genug Flüssigkeit aufgenommen wird. Andernfalls kommt die osmotische Wirkung nicht wie gewünscht zum Einsatz.
  • Birke
    Die Blätter der Betula pendula/-pubescens gehören ebenfalls in der Kräuterheilkunde zur Durchspülungstherapie. Auch hier sollte bei einer Aufnahme reichtlich getrunken werden, damit gelöste Giftstoffe abtransportiert werden können.
  • Petersilie
    Die Petersilie (Peroselinum crispum) gehört zu den ätherischöl-Drogen, welche die Nierendurchblutung steigert und dadurch dafür sorgt, dass die Filtrationsrate steigt. Sie ist zudem mild und krampflösend. Verfüttert werden sollten dafür insbesondere ihre Blätter.
  • Spargel
    Viele Kaninchen mögen den Spargel nicht wirklich, doch der Asparagus officinalis unterstützt insbesondere dann, wenn bereits Nieren- oder Harnleitersediment vorliegt durch seine harnalkalisierende Wirkung (die auch die Brennnessel im übrigen besitzt).
  • Sonnenhut
    Die Echinacea purpurea ist nicht nur wichtig für das Immunsystem, auch bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege gilt sie als gute Begleitung. Sie ist keimhemmend, antiviral und entzündungshemmend und sie sorgt dafür, dass sich Bakterien, Viren und Protozoen nicht vermehren. Am sinnvollsten ist der Frischpflanzenpresssaft.
    Sonnenhut sollte jedoch niemals dauerhaft verabreicht werden, da es sonst zu einer Immunsuppression führen kann. Generell wendet man es nach dem Schema 3 Tage Gabe, 3 Tage Pause, 3 Tage Gabe usw. ein und zwar über höchstens 6-8 Wochen.

Die alternative Heilkunde bietet unglaublich viele Präparate. Da das Kaninchen ein Pflanzenfresser ist haben wir uns an dieser Stelle dafür entschieden Dir verschiedene Pflanzen vorzustellen, die sich in die Ernährung integrieren lassen.

Darüber hinaus gibt es sogenannte Komplexmittel verschiedener Hersteller, die meist aus homöopathisch potenzierten Einzelmitteln bestehen. Auch sie könnte man mit entsprechendem Wissen nutzen – und zwar kurweise! Dazu sollte man sich jedoch entsprechend beraten lassen, wenn Wissen fehlt, um seinem Tier nicht mit einem gutgemeinten Mittel eher zu schaden, als zu nutzen.

Diagnose CNI/CNE

Dein Kaninchen hat die Diagnose erhalten? Wir können Dir an dieser Stelle nur empfehlen, dass Du nicht nur die vom Tierarzt empfohlenen Maßnahmen umsetzt (vsl. Infusionstherapie), sondern auch die Ernährung langfristig umstellen solltest.
Wichtig ist, dass du calciumausgewogen fütterst, sprich auf jene Futtermittel achtest, die viel Flüssigkeit enthalten und im Calcium-Phosphor-Anteil ausgewogen sind. Im Netz findet sich immer wieder der Ratschlag calciumarm zu ernähren! Fatal! Denn jeder Organismus benötigt dieses Mineral (Knochen, Zähne …). Erhält der Körper zu wenig davon, wird er es aus eigenen Ressourcen entnehmen, was für Knochen und Zähne schwerwiegende Folgen haben kann.
Füttere möglichst nur noch Frischfutter, streiche Trockenes und achte beim Heukauf darauf, dass Du auf Timothy/Timotheeheu setzt. Das Wiesenlieschgras ist für Nierenpatienten geeignet, da sein Calcium-Phosphor-Anteil ausgewogen ist.

Sollte Dein Kaninchen aufgrund der schlechten Nierenleistung schlecht fressen, appetitlos sein, können geringpotenzierte homöopathische Einzelmittel helfen. Doch dazu solltest Du Dir wirklich Hilfe einer Fachkraft nehmen. Denn gerade die Homöopathie kann ungewünschte Nebenwirkungen auslösen, wenn es

  • das falsche Mittel ist
  • oder die Dosierung nicht passt.

Und nein, es stimmt nicht das der Homöopath möchte, dass es zu einer „Erstverschlimmerung“ (Nebenwirkung) kommt! Das ist völliger Bullshit, der sich hartnäckig im Internet hält.

Leider ist es schwer gerade in einem fortgeschrittenen Stadiun das Leben mit einer Niereninsuffizienz zu verlängern. Einen Versuch ist es jedoch dennoch wert. Wir wünschen Dir alles erdenklich Gute und hoffen natürlich, dass es bis zur Diagnose CNI/CNE gar nicht erst kommt.

Du hast Fragen dazu oder möchtest mehr wissen? Du kannst Sonja als Tierheilpraktikerin buchen. Details dazu findest Du hier: KLICK

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