Natürlich kann es immer gute Gründe geben, weshalb man seinen Kaninchen eine Wiesenfütterung verwehrt und wir möchten hier auch niemanden böswillig an den Pranger stellen.
Vielmehr ist es unsere Absicht einmal die Antworten abzubilden, die wir in jahrelanger Beratung uns anhören durften und auf die es vielleicht ja doch eine Lösung gibt.
Wir möchten Dich bitten, wenn Du Dich an irgendeiner Stelle wiedererkennst, doch einmal darüber nachzudenken, ob es nicht doch eine Lösung gibt, die Du für Deine Kaninchen umsetzen kannst. Einverstanden?
#1 Ich lebe in der Stadt
Viele Kaninchen leben mit ihren Menschen in einer Stadt, darunter sogar Großstädte wie Berlin, Hamburg, München. Und natürlich ist es in einer Stadt sicherlich sehr viel schwerer unbelastete Grünflächen zu finden. Vor allen Dingen wenn man vielleicht nicht so mobil ist. Viele Stadtbewohner haben kein Auto, denn man kommt einfacher mit dem örtlichen Nahverkehr zur Arbeit oder an sonstige Ziele.
Doch auch jede größere Stadt besitzt in der Regel einen Park oder eine andere „grüne Ecke“, die keinen englischen Rasen hat, sondern auf der sich zahlreiche Wildkräuter finden lassen. Viele Gräserarten und auch Löwenzahn und Spitzwegerich lassen sich auch in Großstädten finden.
#2 Alles ist Hundeverseucht
Hunde und Katzen sind super Tiere, die genauso wie viele Wildtiere durch Wiesen streifen und natürlich auch dort ihr Geschäft verrichten. Natürlich verstehen wir Deine Ängste, dass Du Dir „kontaminiertes“ Futter mit nach Hause holst. Doch hast Du Dir schon einmal überlegt, dass ja auch das von Dir bestellte Heu nicht aus dem Gewächshaus stammt? Auch darin könnte das ein oder andere stecken, was zu einer Erkrankung führen könnte.
Und falls Du Dich besser fühlst, wasch doch einfach das geerntete frische Grünfutter mit lauwarmen Wasser ab, ehe Du es den Kaninchen anbietest.
#3 Ich kenn die Pflanzen nicht
Ganz ehrlich – das haben wir auch nicht. Wir haben zwar noch aus Kindertagen Gänseblümchen und Löwenzahn ohne Zweifel ausgerupft, meist hörte es dann aber schon mit dem Pflanzenwissen auf. Du hast heute so viele Möglichkeiten Wildkräuter kennenzulernen. Sei es mithilfe des Internets, in dem man oftmals wirklich eine Vielzahl von Bildern zur Bestimmung findet. Sei es durch Bücher, die im handlichen Format sogar mitgenommen werden können. Und last but not least dank informativen Kursen, die oft sogar schon über die örtliche Volkshochschule VHS angeboten werden.
Wichtig ist es wirklich, dass man sicher ist was man erntet. Denn es gibt natürlich Pflanzen, die „giftig“ sind (wobei die Dosis natürlich das Gift macht). Es gibt sogar Pflanzen, die giftige Doppelgänger besitzen.
Bei Zweifeln lässt Du einfach stehen, was wächst und konzentrierst Dich lieber auf jene Pflanzen, die Du kennst und bei denen Du sicher bist, was Du erntest. Auch wenn natürlich eine Vielzahl an Pflanzen klasse wäre, beginn doch einfach mal mit 5-10 verschiedenen Pflanzenarten, bei denen Du sicher bist. Deine Kaninchen werden es Dir danken.
#4 Hier gibts keine Grünfläche
Jede Wette, die gibt es und bestimmt kann Dir jemand in Deiner näheren Umgebung sagen, wo diese liegt. Du bist sicherlich Mitglied in irgendeinem Kaninchenforum oder aber in irgendeiner Gruppe im Social Media. Frag doch einfach mal nach, ob Dir jemand einen Hinweis geben kann, wo man ernten könnte.
Und keine Sorge – es ist sicherlich genügend Grün für alle da! Insbesondere in den Sommermonaten.
#5 Ich habe keine Zeit täglich zu ernten
Wer hat schon Zeit in der heutigen Zeit …. Auch wir fahren oft nur 2-3 x pro Woche in die Natur und ernten dann aber eine große Tüte voll Wiese & co. Diese wird dann im Gemüsefach des Kühlschranks gebunkert und kann über 2-3 Tage verfüttert werden. Wobei es natürlich a) auf die Menge ankommt, die Du verfütterst (also ob Du ausschließlich Wiese fütterst oder aber ob es noch Gemüse, Obst etc. on top gibt) und b) auf die Anzahl der Tiere an. Wer Wiese nur zusätzlich für 2 Kaninchen verfüttern mag, der kommt mit 2 x Sammeln sicherlich pro Woche aus. Wer jedoch ausschließlich Wiese verfüttern möchte und vielleicht mehr Kaninchen hat, muss sicherlich öfters hinaus in die Natur.
An dieser Stelle könnten wir noch auflisten, dass es eklig ist gesammelte Wiese im Kühlschrank zu lagern, dass das Gemüsefach zu klein ist, das der Kühlschrank kein Gemüsefach hat usw. …….
Wir möchten aber stattdessen lieber sagen: Wo ein Wille da ein Weg!
#6 Wer weiß ob da nicht gespritzt wurde!
Absolut berechtigter Einwand! Das Thema Glyphosat ist ja in aller Munde. Du sollst auch keinesfalls an Feldrändern sammeln. Und ob irgendwo anders gedüngt oder gespritzt wurde, weiß man nicht. Wo jedoch eine Vielfalt an Wildpflanzen blüht, kann man zumindest schon einmal davon ausgehen, dass nicht gespritzt wird.
Und ansonsten musst Du Dir natürlich auch die Frage stellen, ob Du Dir beim Kauf von Gemüse und Obst und Salaten auch diese Fragen stellst. Denn dann dürftest Du ausschließlich Bio-Produkte erwerben und selbst da ist eine gewisse Unsicherheit da, ob nicht irgendwas enthalten ist, was eher ungut ist.
#7 Mein(e) Kaninchen vertragen das nicht
Futtermittelallergien werden immer mehr zum Klassiker, warum man nicht tiergerecht füttern kann. Oft treten in der Tat Symptome auf und das sind bei Kaninchen, die diese Kost nunmal nicht kennen meist Durchfall.
Aber meist hängt das mit der zurückliegenden Ernährung und mit einer schlechten Zusammensetzung der Darmflora zusammen. Denn insbesondere frische blättrige Pflanzen würden Kaninchen sonst ausgesprochen gut vertragen. Wenn Du also Zuhause so einen Durchfallpatienten sitzen hast und ernsthaft an einer Umstellung interessiert bist, nimm ggf. über Sonjas Praxis Kontakt mit ihr auf und Ihr geht das Thema gemeinsam professionell an.
Denn es ist nie zu spät sein Tier umzustellen und in der Regel verschwinden dann auch jene „Allergie“-Symptome wie von Zauberhand.
Einmal tief durchatmen!
Wir können Deine Ängste und Gedanken absolut verstehen. Denn wir haben genau das gleiche durchgemacht. Doch insbesondere Sonja hat durch fast 20 Jahre und zahlreiche Fehler gerade in der Ernährung zumindest einen Vergleich, dass ihre Kaninchen deutlich älter wurden, als die Ernährung auf nahezu 75 % Wiesenfütterung umgestellt war. Und das obwohl sie zum Teil chronisch krank waren. Die ersten Kaninchen wurden durchschnittlich 4,5 Jahre alt. Die anderen im Durchschnitt fast doppelt so alt! Zahnerkrankungen? Nicht mehr vorhanden – noch nicht mal zum Zähne kürzen mussten sie. Verdauungsbeschwerden? So gut wie gar nicht mehr!
Es ist natürlich wirklich ein gewisser Aufwand, diese tiergerechte Ernährung heranzuschaffen. Aber es lohnt sich! Und am Ende hat es richtig Spaß gemacht, weil es irgendwo dann so manifestiert war aufs Fahrrad zu steigen und in die Natur zu fahren oder aber beim Spaziergang passende Tüten mitzunehmen.
Liebgemeinter Tipp zum Schluss
Frag doch einfach mal Nachbarn oder Familienangehörige oder Freunde mit eigenem Garten, ob Du dort nicht ggf. ernten dürftest, was normalerweise als „Unkraut“ entfernt wird. Vielleicht haben jene Menschen auch Sträucher (Haselnuss-/Walnuss) oder Obstgehölze, die verfütterbar sind.
Mittlerweile gibt es auch wenige Anbieter, die Wildkräuterpflanzen zum Selbstpflanzen auf dem Balkon oder Garten versenden (z.B. Hasenhaus im Odenwald).