Haarige Zeiten

Gesund durch den Fellwechsel

Um ihren Organismus an die Draußen herrschenden Temperaturen anzupassen, wechseln unsere Hauskaninchen zweimal jährlich ihr Fell. Einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. Wobei man als Halter von innen lebenden Kaninchen teilweise den Eindruck hat, dass der Fellwechsel ganzjährig stattfindet…

Bei den kurzhaarigen Kaninchenrassen stellt sich die Zeit des Fellwechsels in der Regel – im Vergleich zu den langhaarigen Rassen – meist weniger problematisch dar. Sollte es aber zu gesundheitlichen Einschränkungen kommen, so ist äußerste Vorsicht geboten, denn im schlimmsten Fall kann dies tödlich enden.

Worauf muss ich als Halter also achten?

Das größte Indiz für die übermäßige Haaraufnahme sind am Anfang sogenannte Köttelketten. Wie bei einer Perlenkette sind die Kotbällchen an einer „Schnur“ (an Haaren) aufgereiht. Je dicker die Schnur zwischen den einzelnen Kotbällchen ist, desto mehr Haare sind darin enthalten. Es ist durchaus positiv, dass die Haare noch derart ausgeschieden werden. Allerdings hat das betroffene Kaninchen an diesem Punkt schon gewisse Probleme bei der Ausscheidung und es droht ihm eine Verstopfung bzw. auch eine Aufgasung.

Ein nächstes alarmierendes Zeichen sind immer kleiner werdende Köttel, da der Darminhalt aufgrund der Verstopfung nur schwer bzw. anschließend gar nicht mehr ausgeschieden werden kann. Die Einstellung der Futteraufnahme, ein sich hart anfühlender, stark geblähter Bauch sowie ein apathisches Verhalten können weitere Folgen sein. Es versteht sich von selbst, dass spätestens zu diesem Zeitpunkt ein Tierarzt aufgesucht werden muss.

 

Wie kann ich also vorbeugen?

  1. Das A und O: bürsten, bürsten, bürsten!
    Manche Tiere genießen es sogar, während andere an das Bürsten erst gewöhnt werden müssen. Ist dein Tier handzahm, kannst du einzelne lose Haare beim streicheln entfernen – entweder mit der bloßen Hand oder mittels eines Bürstenhandschuhs. Mit einem sogenannten „Furminator“ lässt sich die Unterwolle bearbeiten. Es ist eine spezielle Bürste fürs Fell von Tieren, mit einem sehr engmaschigen Kamm aus Metall. Sei beim Bürsten aber bitte vorsichtig, damit die empfindliche Kaninchenhaut keinen Schaden nimmt.
  2. Ausreichend Bewegung und artgerechte Ernährung
    Rohfaser- und wasserhaltiges Futter, wie Gräser, Wildkräuter/-blumen und Heu sorgen dafür, dass der Nahrungsbrei optimal durch den Darm transportiert wird. Da rohfaserhaltiges Futter den Darm schneller passiert, gelangen aufgenommene Haare eher zur Ausscheidung. Zudem freut sich die Darmflora über die gesunden Inhaltsstoffen dieser artgerechten Ernährung.
    Eine Schale mit frischem Wasser gehört ebenfalls auf den „Speiseplan“. Genügend Bewegung tut sein Übriges dazu – vor allem, wenn sich die Verstopfung bereits abzeichnet. Denn Bewegung bringt den Darm ebenfalls in Schwung, während permanentes Liegen ihn träge macht.

Im Internet finden sich immer wieder Tipps, betroffenen Kaninchen diverse „Mittelchen“ zu verabreichen, die den Abtransport der Haare aus dem Magen-Darm-Trakt angeblich unterstützen, darunter:

  • Ananas und Kiwi:
    Das Enzym Actinidin ist nur in Kiwis enthalten, die bei einem ganz bestimmten Reifegrad geerntet werden und es ist nur kurze Zeit nach der Ernte aktiv. Danach zerfällt das Enzym. Das bedeutet leider auch, dass weder die importierten Früchte noch in den europäischen Züchtungen das Enzym gegen säurebedingte Verdauungsbeschwerden enthalten ist. Ananas enthält das Enzym Bromelin (auch Bromelain genannt), welchem nachgesagt wird auf mögliche Haare im Verdauungstrakt so einwirken zu können, dass deren Oberflächenstruktur sich verändert und sie leichter ausgeschieden werden können. Dazu müsste es jedoch in magensaftresistenter Form oral aufgenommen werden. Als frische oder getrocknete Ananas kommt das Enzym nicht dort an, wo du es brauchst.
    Fazit: Sowohl Ananas, als auch Kiwi schmecken deinem Kaninchen bestimmt gut, helfen aber eher unzuverlässig.
    Maltpaste:
    Ein Blick auf die Liste der Inhaltstoffe müsste jeden Halter schon von sich aus bereits zweifeln lassen, ob die so gut für das Tier ist.  Die enthaltenen Öle und Fette sind der Hauptgrund, diese Paste zu verfüttern, weil diese sich um den Mageninhalt legen und somit beim „herausflutschen“ helfen sollen. Eigene Tests haben gezeigt, dass es eher ein Glücksspiel ist, ob es hilft, die Darmflora aber in jedem Fall unter den suboptimalen Inhaltsstoffen leidet!
  • Ölhaltige Saaten:
    Kannst du deinem Kaninchen in geringen Dosierungen gerne mal geben (Vorsicht: Dickmacher!), allerdings lösen diese auch nicht das Haarproblem, denn: Angeblich sollen die darin enthaltenen Öle dafür sorgen, dass aufgenommenes Fell besser durch die Verdauung flutscht. Bedeutet jedoch, dass die Tiere diese wertvollen Öle nicht verstoffwechseln – tun sie aber! Und welche (Un-)Mengen müsste ein Kaninchen davon zu sich nehmen, um eine derartige Flutsch-Wirkung zu erzielen? Verweigert der Patient bereits die Futteraufnahme, wäre diese Maßnahme eh hinfällig.
  • Öle:
    Einige Kaninchenhalter schwören auf die Gabe von Leinöl während des Fellwechsels. Aber eine zusätzliche Gabe eines hochwertigen Öls wie Leinöl, regt höchstens die Verdauung an, legt sich jedoch nicht wie ein Gleitfilm um aufgenommenes Fell. Und genau das vermuten jedoch die meisten Öl-Fütterer!

 

Kaninchen Gomez sah im Fellwechsel immer ganz besonders gerupft aus. Man erkennt schön, wo das alte Winterkleid sitzt und das neue, noch deutlich kürzere Fell nachwächst.

Nach dem Bürsten von Gomez konnte man händevoll Fellbüschel sammeln.

Bei Felix erkannte man im Frühjahr stets im Fellwechsel, dass das gräuliche Winterfell verschwand und er eher wieder rostrotbraun wurde.

 

Zu guter Letzt:

Anstatt die ausgebürsteten Haare im Müll zu entsorgen, kannst du damit noch Gutes tun und sie unseren gefiederten Freunden zur Verfügung stellen. Diese nutzen sie z. B. gerne zum Ausbau ihrer Nester.

Kommt gut und gesund durch den Fellwechsel!

 

 

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